Objekt des Monats März

Fischform für Fastenspeisen

Die Zubereitung von Pasteten und Sülzen entwickelte sich im 18. und 19. Jahrhundert nicht nur bei Hof, sondern auch in den Klosterküchen zu einer wahren Kunst. Für die optisch ansprechende Gestaltung der Speisen waren die prachtvollen, handgearbeiteten Kupfermodeln, die schon damals sehr kostspielig in der Anschaffung waren, bestens geeignet. Wurde diese gerade nicht gebraucht, schmückten sie die Wände der riesigen Schauküchen-Gewölbe als rotglänzende Skulpturen.


In der damals streng vorgeschriebenen Fastenzeit der römisch-katholischen Kirche ab Aschermittwoch bis Ostern und den vielen anderen Fastentagen im damaligen Kalender - es waren zuweilen 120! - bereitete man vor allem schmackhafte Fisch-Sülzen zu, was alte Kochrezepte bezeugen. Doch nicht nur die in eigens angelegten Teichen gehaltenen Fische wie Karpfen, Forelle, Hecht galten als Grundlage für die Fastenspeisen: Auch Krebse, Schildkröten oder Muscheln - selbst der Biber mit seinem fischähnlichen Schuppenschwanz - erhielten Zutritt zum Speiseplan.

Was aber allerdings tatsächlich in mancher Sülze in Fischform enthalten war, bleibt für immer das Geheimnis des Kochs. Nicht selten „schmuggelte“ dieser nämlich zum Wohlgefallen der Speisenden Fleischiges in den Teig. Hauptsache die äußere Form der Fastenspeise war gewahrt!

Dieses barocke Model für Fischpastete ist außergewöhnlich in der massiven und qualitätsvollen Ausarbeitung und zeichnet sich durch eine originale dunkle Patina aus. Sie stammt aus einer Kloster- oder Schlossküche aus dem 18. Jahrhundert.

Die stark gebogene Form des stilisiert gestalteten Fisches und das plastisch ausgearbeitete Schuppendekor lassen ihn wie eine dekorative Skulptur erscheinen. Am Fischschwanz dient ein angenietetes Füßchen als Stand, an der Ringöse in der Mitte des Fischkörpers konnte man die Form aufhängen.

Das Stück gehört zu den Highlights der 2014 von uns aus dem Nachlass der Slg. Rudolf Leopold, Wien, erwobenen Modeln.

platzhalterSK 1808
Fischform für Fastenspeisen
Prag, 18. Jh.
L: 25 / 26 cm; B: 30 cm

Provenienz: Slg. Prof. R. Leopold, Wien