Objekt des Monats September

Traubenbütte

 


Diese große, schwere Traubenbütte aus Kupfer diente nicht nur zur Weinlese, sondern wurde von den fränkischen Weinbauern bei Umzügen zu Ehren des heiligen Urban bis in unser heutiges Jahrhundert getragen. Ebenso kam sie bei Zunftprozessionen der Winzerbruderschaften zum Einsatz, wo die Winzer in ihren jeweiligen Trachten erschienen.

Das hohe, schwere Gefäß ist aus 4 Teilen zusammengesetzt und oben und unten mit einem breiten Kordel-Wulstrand verziert. Am oberen Rand ist als Schütte ein Rückenrundschild angenietet. Darauf in der Mitte befindet sich ein getriebenes Medaillon mit der Darstellung von "Josua und Kaleb" eingerahmt von 2 kleineren Medaillons, die jeweils einen steigenden Greifen zeigen. Wir kennen dieses beliebte religiöse Motiv der "Kundschafter mit der Traube" von reliefdekorierten Nürnberger Beckenschlägerschüsseln aus Messing (Vgl.: Lockner, Abb. 99 und Abb. 133).

Interessant ist, dass die Stahlmatritzen, mit denen das Bild in den Gegenstand eingeschlagen wurden, auch im Kupferschmiedehandwerk benutzt wurden - Rotschmiede und Beckenschläger haben also kooperiert.

Rückseitig befinden sich angenietete Halterungen mit den originalen Trageriemen.

Die massiv gearbeitete Bütte entstand im 16. Jahrhundert und ist ein schönes Beispiel für die Handwerkskunst der Nürnberger Kupferschmiede.

Traubenbütte
SLG-Nummer 0997

Höhe: 83 cm
Nürnberg, 16. Jh.
Provenienz: Slg. Bösch, Augsburg