Der französische Maler und Kupferstecher Sébastien Bourdon jedoch bedient sich des intimeren graphischen Mediums, um auf kleinstem Raum größtmögliche Effekte zu erreichen: Unüblicherweise erblickt der Betrachter Maria zu Fuß schreitend, rückt nah an die Flüchtenden heran, empfindet Mitgefühl für Josef, der vorsichtig den Esel über das abfallende Gestein führt, einer ungewissen Zukunft entgegen. Mitgefühl auch für die Mutter Gottes, die als junges Mädchen aus dem Volk gestaltet ist, sich fast verlierend in dem Faltenwurf ihres schmucklosen Gewandes; Mitgefühl für den Christusknaben, ein schutzbedürftiger, schlafender Säugling.

Und dennoch lächelt Maria zaghaft und berührt den Betrachter. Wohl ist die Heilige Familie soeben ihren Verfolgern entkommen, durch göttliche Hilfe, wie Legenden berichten. Einmal findet sie Schutz in einer Felshöhle oder in einem hohlen Baumstamm, vor dessen Öffnung plötzlich Spinnengewebe ihre Anwesenheit verschleiert, ein andermal gedeiht das frisch ausgesäte Korn auf dem Acker so rasch, dass die Verfolgten regelrecht zugewachsen werden: Immer also verfehlen die Häscher Herodes´ ihr Ziel... – Weihnachten, Zeit der Besinnung für familiären Zusammenhalt in Freud und Leid..

Erhaltene Kupferstichplatten aus dem 17. Jahrhundert sind eine Rarität, da sie entweder abgeschliffen oder im Laufe der Jahrhunderte eingeschmolzen wurden. Wir sind stolz darauf, diese wunderbare innige Darstellung mit der Signatur eines großen französischen Künstlers Ihnen an Weihnachten als Objekt des Monats Dezember zeigen zu dürfen.