Der Kunst und Kulturhof in Pähl-Fischen

Vor 400 Jahren schon diente der Platz an der Straße als wichtige Rast-Station auf der Reiseroute vom Süden nach München. Den meist schwer beladenen Pferdefuhrwerken mussten hier an einer Station zusätzliche Gespanne angebracht werden, um die Steigung auf den Andechser Berg zu überwinden – entlang des Sees in Richtung Herrsching gab es nämlich nur Schilf und Sumpf, war also unpassierbares Gelände. Ein Wirtshaus existierte an dieser Stelle dann nachweisbar seit dem Jahre 1614.

Das Anwesen wurde in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts erweitert und erhielt die prägnante Fassade mit Gesims-Gliederung und Eck-Rustica. Der langgestreckte Wirtschaftsteil mit Stall und Tenne wurde im 19. Jahrhundert angebaut.

1997 erwarb der Kunsthändler und Sammler Siegfried Kuhnke das verfallene Anwesen – es sollte abgerissen werden. In Zusammenarbeit mit der Familie und dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege wurde der großzügige Komplex mit zwei Nebengebäuden bis 1999 stilvoll restauriert und aufwendig saniert. Besondere Beachtung schenkte der Eigentümer dabei der harmonischen Integration antiker Bauelemente wie Türen, schmiedeeisernen Gittern und Dekorationsobjekten wie Skulpturen, Brunnen und Gefäßen.

Die ehem. Gaststätte „Beim Wirt“ sollte auf jeden Fall weiter betrieben werden und ist dank des Engagements von Familie Kuhnke seit dem Jahr 2000 lange Zeit ein kulinarischer Treffpunkt im Fünfseenland gewesen. In den ansprechend gestalteten historischen Räumen mit modernem Flair befand sich ein hervorragendes Restaurant, welches von der neuen Pächterin Kathy Ondova seit Februar 2024 wiederbelebt wird.

Der ehemalige Ross-Stall wurde zu einem Festsaal umgestaltet (ca. 230 m2). Die originale Ziegeldecken-Konstruktion und die Eisensäulen verleihen dem Raum einen authentischen und behaglichen Charakter. Die Wände mit den originalen restaurierten Fenstern sind aus Tuffstein gestaltet oder tragen eine Ahornholz-Verkleidung, die Türen und Portale stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Nach einer mannigfaltigen Nutzung des Saals als Ausstellungsraum, Konzertsaal, für Wein-Degustationen und kulinarische Events beschloss Siegfried Kuhnke das Kupfermuseum 2023 vorläufig räumlich zu erweitern und den Saal als Ausstellungs-Location zu nutzen: Zusätzlich zu den kupfernen Schätzen im 1. Stock wird nun prachtvolles, originales Kupfergeschirr aus verschiedenen Welfen-Schlössern gezeigt: Über 500 verschiedene Teile sind hier ausgestellt, einst genutzt unter den beiden letzten hannoverschen Königen Ernst August und König Georg V. sowie Kupfergeschirr aus anderen Herrscherhäusern.

Angewandte Kunst und Gebrauchsgut - nun auch aus Bronze, Messing, Zinn und Schmiedeeisen von der Renaissance bis zum Art Déco - zeigen im Alltag oder zur Repräsentation genutzte Gegenstände – ob eine einfache Feldflasche aus Zinn oder eine getriebene Nürnberger Beckenschlägerschüssel aus dem 16. Jahrhundert.

Die über dem Saal liegende ausgebaute ehem. Tenne mit über 300 m2 Fläche bildet einen harmonischen Rahmen für die weitere Schau im Kupfermuseum. Mit viel Einfühlungsvermögen und mit Liebe zum Detail wurde hier ein rustikal-modernes Ambiente geschaffen, das durch die Kombination von Glasflächen und sichtbarer originaler Holzbalken-Konstruktion überzeugt. Die neu gestaltete Dauer-Ausstellung zum Thema „Kochen, Backen, Essen und Trinken“ ist unter den alten Holzbalken eingerichtet und regt den Besucher zum Sammeln von Gebrauchsformen und Designobjekten an.